Die italienische Bankenkrise

03.12.2016 11:47

Mailand/Frankfurt (dpa) - Italiens angeschlagene Banken erwarten das
Verfassungsreferendum am Sonntag mit besonderer Spannung. Je nach
Ausgang könnten auch entscheidende Sanierungsschritte bei den
Instituten ins Wanken geraten. Es könnte sich nun bitter rächen, dass
die Geldhäuser ihre Probleme auf die lange Bank geschoben haben.
Neben der schwachen Rentabilität der Branche gelten besonders die
faulen Kredite als bedrohlich. Der Internationale Währungsfonds IWF
schätzt das Gesamtvolumen in den Bankbilanzen auf 360 Milliarden
Euro. Das entspricht rund 18 Prozent der ausgereichten Darlehen.
Grund ist die lange wirtschaftliche Talfahrt des Landes. Viele
Beobachter erwarten, dass am Ende wieder der Steuerzahler einspringen
muss. Eine Übersicht über die Lage der größten Banken des Landes:

- Unicredit: Der Mutterkonzern der Hypovereinsbank hat allein faule
Kredite von fast 77 Milliarden Euro angehäuft. Das heißt, bei knapp
15 Prozent ist die Rückzahlung gestört. Um Verluste bei einer
Bereinigung abzupuffern, braucht Unicredit frisches Geld. So plant
das Institut neben weiteren Verkäufen von Beteiligungen Anfang 2017
eine Kapitalerhöhung von bis zu 13 Milliarden Euro. Das ist schon
unter normalen Voraussetzungen schwierig, da die Bank derzeit an der
Börse nur knapp 13 Milliarden wert ist. Weitere politische
Unsicherheit wird es noch schwerer machen, genügend private
Investoren zu finden.

- Monte dei Paschi di Siena: Die älteste Bank der Welt ist das größte

Sorgenkind der Branche. Bei gut 40 Prozent ihrer gesamten
ausgereichten Kredite ist die Rückzahlung gestört, das sind insgesamt
fast 46 Milliarden Euro. Um endlich Herr über die Lage zu werden, hat
die Bank im Sommer ein Sanierungspaket geschnürt. Es sieht unter
anderem vor, dass der Bankenrettungsfonds Atlante bis 28 Milliarden
Euro dieser faulen Kredite übernimmt. Das wird zu hohen Verlusten
führen. Um sich dafür zu wappnen, will das Institut in den nächsten
Tagen fünf Milliarden Euro neues Kapital gewinnen. Sollte das nicht
gelingen, könnte die Bank um direkte Staatshilfe bitten. Es soll
schon Verhandlungen bei der EU geben. Nach europäischen
Abwicklungsregeln müssten dann aber auch die Gläubiger von Anleihen
mit Verlusten rechnen. Das Problem in Italien ist, dass viele
Kleinanleger ihre Ersparnisse in diese Papiere gesteckt haben.

- Intesa Sanpaolo: Die zweitgrößte Bank des Landes ist der
Stabilitätsanker der Branche. Sie profitiert davon, sich schon vor
einigen Jahren mit einer großen Kapitalerhöhung Luft für umfangreiche

Abschreibungen verschafft zu haben. Die faulen Kredite in der Bilanz
beliefen sich zuletzt auf für italienische Verhältnisse überschaubare

8,5 Prozent.

- Kleine Banken: Das italienische Bankensystem ist weiter sehr
kleinteilig. Viele Sparkassen haben ebenfalls jede Menge fauler
Kredite in den Bilanzen. Häufig scheuen sie sich davor, diese
Darlehen auf einen realistischen Wert abzuschreiben. Doch darunter
leidet zugleich die Vergabe neuer Kredite. Die Regierung versucht,
viele dieser Banken zusammenzuschließen und zu Sparprogrammen zu
drängen. Doch dagegen gibt es oft Widerstand.