EU-Minister erinnern gemeinsam an Juden-Zwangslager

29.03.2017 21:44

Bratislava (dpa) - Die Justizminister der Slowakei, Österreichs und
Ungarns haben am Mittwoch im Süden von Bratislava eine Gedenktafel
für die über 500 Toten eines Zwangsarbeiterlagers für ungarische
Juden aus dem Zweiten Weltkrieg enthüllt. Die Nachrichtenagentur TASR
zitierte aus der Gedenkrede der slowakischen Justizministerin Lucia
Zitnanska: «Heute sind es genau 72 Jahre, dass das Lager Engerau
evakuiert und die Gefangenen deportiert wurden. Auf ihrem Todesmarsch
wurden Dutzende von ihnen erschossen, viele schon davor ermordet.»

Im damals an das Deutsche Reich angeschlossenen Dorf Engerau, heute
unter dem Namen Bratislava-Petrzalka ein Stadtteil der slowakischen
Hauptstadt, waren 1944/1945 rund 2000 ungarische Juden unter
unmenschlichen Bedingungen als Zwangsarbeiter gefangen gehalten
worden. Ein Viertel von ihnen starb schon vor der Auflösung des
Lagers, der Rest musste am 29. März 1945 einen Fußmarsch in die
niederösterreichische Gemeinde Bad Deutsch-Altenburg antreten, von wo
sie dann ins Konzentrationslager Mauthausen gebracht wurden.

Die österreichische Historikerin Claudia Kuretsidis-Haider hat ihr
weiteres Schicksal anhand der Kriegsverbrecher-Prozessakten
aufgearbeitet und organisiert seit mehreren Jahren
Gedenkveranstaltungen für die Opfer. Ihre Forschungen belegen die
Grausamkeit des nationalsozialistischen Wachpersonals. Dutzende
wurden demnach vom Wachpersonal unterwegs erschossen oder erschlagen.